In Erinnerung an Reichspogromnacht — Solidarität mit Israel

Der Stolperstein vor dem Rathaus in Hittfeld. Foto: Gemeinde Seevetal
Der Stolperstein vor dem Rathaus in Hittfeld. Foto: Gemeinde Seevetal
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Seevetal/Hittfeld. Im Jahr 2021 wurde in Seevetal der erste „Stolperstein“ verlegt. Er erinnert an Erna Marie Ahrens. Sie wurde 1903 in dem heute zu Seevetal gehörenden Ort Jehrden geboren. Hier lebte sie bis zu ihrer Einweisung in die „Landespflege- und Heilanstalt“ in Lüneburg im Jahr 1936. Von dort wurde Erna Marie Ahrens gemeinsam mit den übrigen Patienten 1943 nach Mühlhausen/ Thüringen verlegt, hier verstarb sie im Februar 1944 an „Lungenentzündung“. Nach aktuellen wissenschaftlichen Untersuchungen wurden aus anderen Pflegeanstalten eingelieferte Patienten durch Unterlassung der Pflege, gesundheitlicher Behandlung oder schlicht Unterernährung ihrem Schicksal überlassen und sind dann tatsächlich leicht erkrankt und ohne Tötungshandlung an den Folgen ihrer Erkältung gestorben. Erna Marie Ahrens steht an dieser Stelle stellvertretend für alle Opfer der NS-Gewaltherrschaft.

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Seevetals Bürgermeisterin Emily Weede vor dem Stolperstein zusammen mit Mitgliedern des Rates der Gemeinde Seevetal und weiteren Bürgerinnen und Bürgern. Foto: Gemeinde Seevetal
Seevetals Bürgermeisterin Emily Weede vor dem Stolperstein zusammen mit Mitgliedern des Rates der Gemeinde Seevetal und weiteren Bürgerinnen und Bürgern. Foto: Gemeinde Seevetal

Seevetals Bürgermeisterin Emily Weede nimmt den gestrigen 9. November, den 85. Jahrestag der Reichspogromnacht, zum Anlass, an das Schicksal von Erna Marie Ahrens zu erinnern. Sie putzt den vor der Rathaustür eingelassenen Stolperstein und will damit auch die Erinnerung an diese grausamen Verbrechen wachhalten. Begleitet wird sie dabei von den Seevetaler Archivaren Arndt-Hinrich Ernst und Dr. Jörn Lindner, Mitgliedern des Seevetaler Gemeinderates und weiteren Bürgerinnen und Bürgern.

Emily Weede: „Ich habe Dr. Lindner damit betraut, die gesamte Entwicklung des Nationalsozialismus in unserer Gemeinde zu beleuchten. Es gibt zwar einzelne Fragmente aus einzelnen Alt-Gemeinden, eine umfassende Studie fehlt jedoch bis heute. Im Rahmen der bisherigen Recherchen in den Gemeinden, die das heutige Seevetal bilden, ist er dabei auf zahlreiche Opfer der NS-Verfolgung gestoßen: Diese reichen von politisch und „rassisch“ Verfolgten der frühen Jahre des Regimes über Euthanasie-Opfer der sogenannten „Aktion T4“ und anderen Kranken- und psychiatrischen Anstalten, über Häftlinge des KZ-Neuengamme und anderen Haftanstalten, zu kommunistischen Widerstandskämpfern und Kriegsdienstverweigerern. Es finden sich Anklagen wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ ebenso wie zu „Homosexualität“ genauso wie standrechtliche Erschießungen in den letzten Kriegstagen.“

Emily Weede machte in diesem Zusammenhang auch darauf aufmerksam, dass am kommenden Volkstrauertag auf dem Hittfelder Friedhof im Bereich der Kriegsgräberstätte zwei Info-Tafeln eingeweiht werden. Abschließend betont Emily Weede angesichts der Entwicklung in den letzten Wochen die Solidarität mit Israel: „Wir denken in diesem Moment auch ganz besonders an unsere jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger. Wir wenden uns gegen Terror und Antisemitismus in jeder Form, und wir dulden keinen Hass auf Israel. Schon einmal haben in Deutschland zu Viele geschwiegen, das darf nie wieder passieren!“ (dh/ein)

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