Tierisch: Pfleger Sebastian übernimmt Vaterrolle

Steinbock Mädchen Ida auf großer Fahrt. Foto: K. Ahrens, Wildpark Schwarze Berge
Steinbock Mädchen Ida auf großer Fahrt. Foto: K. Ahrens, Wildpark Schwarze Berge
Werbung

Landkreis Harburg. „Hallo Sebastian, möchtest du einen kleinen Steinbock aufziehen?“ Mit dieser Frage hat Sebastian Lube-Staehr, Tierpfleger im Wildpark Schwarze Berge kurz vor Feierabend nicht gerechnet. Fachtierärztin Dr. Martina Schmoock begrüßte ihn mit einem winzigen, zitternden Fellknäuel auf dem Arm. „Eine Zwillingsgeburt ist bei Steinböcken sehr selten“, berichtet Dr. Schmoock. 

Werbung

Während die eine Schwester mit ihren fast 3,8 Kilogramm wohl genährt und kräftig geboren wurde, war die Zwillingsschwester mit nur 700 Gramm viel zu klein und unterernährt. Laut Dr. Schmoock hätte sie ohne helfende Hände nicht überlebt.

Foto: K. Ahrens, Wildpark Schwarze Berge

Ein Blick in die großen, dunklen Augen des hilfebedürftigen Wesens genügte, und Sebastian Lube-Staehr hat die Verantwortung übernommen, Ziehpapa für das kleine Steinbock-Mädchen namens Ida zu werden. Keine leichte Aufgabe. „In der Regel ist die Milchbar, je nach Willenslage der Steinbockmutter, 24 Stunden geöffnet“, erklärt Sebastian. „Das kann ich natürlich nicht gewährleisten.“ 

Ein Steinbockjunges trinkt am Tag etwa 20% seines Körpergewichtes. Anfangs gab es also alle zwei Stunden nahrhafte Aufzuchtsmilch für Ida. Was Sebastian schnell feststellen musste: ein Steinbock ist nicht gerade stubenrein und Hindernisse kennt er auch nicht. Gleich nach der Geburt folgt der Nachwuchs der Herde sogar auf beeindruckende Steilhänge. So musste nicht nur der Boden, sondern auch Couch, Tisch und Stuhl von Sebastian vor dem einen oder anderen Malheur geschützt werden.

Nach zwei Wochen mit wenig Schlaf dann die gute Nachricht: Idas Zustand hat sich so gut stabilisiert, dass sie wieder zu ihren Artgenossen in den Wildpark Schwarze Berge kann. Die ersten Versuche, die lebensfrohe Steingeiß wieder an ihre Familie zu gewöhnen, sind jedoch gescheitert. Also musste eine andere Lösung her, um den jungen Nachwuchs an tierischen Kontakt zu gewöhnen. Ganz im Gegenteil zu den Steinböcken wurde Ida von den Zwergziegen herzlich willkommen geheißen. Seitdem wohnt die muntere Ida zusammen mit dem Ziegennachwuchs im Streichelgehege.

Foto: K. Ahrens, Wildpark Schwarze Berge

Mittlerweile ist das kleine Steinbock-Mädchen drei Monate alt und bekommt nur noch 2–3‑mal täglich von Ziehpapa Sebastian ihre Flasche. Zwar ist sie noch etwas kleiner als ihre Zwillingsschwester, langfristig soll Ida dennoch bei ihren Artgenossen wohnen. Damit die Eingewöhnung klappt, besuchen Ida und Sebastian jeden Abend zusammen die Steinbockherde.

In der Zwischenzeit lässt sich die kleine Hornträgerin gerne von den Besuchern des Parks streicheln. Aber aufgepasst, sie nutzt nicht nur Bäume und Steine, sondern auch Besucher und Tierpfleger, um ihr Klettertalent zu zeigen. (tj/ein)

Werbung