Renaturierung der Seeve: Neuer Lebensraum für bedrohte Tier- und Pflanzenarten

Naturnah wird die Wiese im westlichen Auenbereich der Seeve gestaltet. Foto: Landkreis Harburg
Naturnah wird die Wiese im westlichen Auenbereich der Seeve gestaltet. Foto: Landkreis Harburg
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Seevetal. Hier erhält die Natur wieder eine Chance, hier sollen sich gefährdete Tiere und Pflanzen wohlfühlen: Der Landkreis Harburg startet mit Renaturierungsarbeiten im westlichen Auenbereich der Seeve. Die rund ein Hektar große Wiese des landkreiseigenen Kompensationspools im Naturschutzgebiet Seeve wird zum Refugium für Amphibien und Libellen, auch Fischotter und der Eisvogel sollen sich dort künftig zu Hause fühlen.

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Zunächst aber haben die Bagger auf der Fläche das Sagen. Dort werden Sekundärgewässer – also Mulden und Teiche — und Altarme entwickelt werden, die teilweise direkt mit der Seeve verbunden werden. In der Seeve selbst wurden bereits im Frühjahr 2022 strukturverbessernde Strömungslenker und Kiesbänke eingebaut.

Der Zulauf des neuen Gewässers soll über Strömungslenker erfolgen. Das ist beispielsweise Totholz. Die Strömungslenker entsprechen in ihrem Aufbau einer Buhne und werden unregelmäßig gegenüberliegend an Uferseiten angebracht. Durch die Strömung entstehen nach und nach Mäander mit Gleit- und Prallufern.

In das Gewässer werden unterschiedlich große Kiesel eingebracht. Dadurch werden sowohl im Sohl- als auch im Uferbereich differenzierte Strukturen geschaffen, die sowohl für wasserliebende Kleinstlebewesen als auch für Insekten als Kinderstube dienen. Zusätzlich sind flache, temporär wasserführende Senken geplant. Wenn in den Senken dann Wasser steht, sind das die besten Voraussetzungen, dass sich hier dauerhaft Insekten, Amphibien und Wiesenvögel sowie der Fischotter wieder richtig heimisch fühlen. Zudem mildert das dann zukünftige Dürren und Trockenheit ab und ist Voraussetzung für artenreiche Nass- und Feuchtwiesen.

„Dadurch verbessern wir die natürliche Auenfunktion und damit die Wasserrückhaltung im Gebiet“, erläutert Silke Hiller, die für den Kompensationspool des Landkreises verantwortlich ist. „Es entstehen Kleinlebensräume mit unterschiedlichen Strukturen und Feuchtstufen, so dass sich Biotope mit einem breitgefächerten Angebot für Flora und Fauna entwickeln können.“ In diesen abwechslungsreichen und naturnahen Lebensräumen fühlen sich dann beispielsweise Kleinstlebewesen, Amphibien und Libellen wohl.

Die Grünlandflächen können soweit wie möglich weiterhin extensiv gemäht werden. Entlang der Senken und Altarmstrukturen stellen sich zukünftig Erlen- und Hochstaudenflure sukzessive ein – und schaffen eine Heimat für den Eisvogel, aber auch für Sauergräser, Sumpfdotterblumen und die markanten gelben Schwertlilien. Die Arbeiten werden vom Kreisverband der Wasser- und Bodenverbände im Landkreis Harburg umgesetzt. Sie sollen bis Mitte nächster Woche abgeschlossen werden.

Hintergrund: Wenn durch ein Bauvorhaben in die Natur eingegriffen wird, muss eine Kompensationsmaßnahme als ökologischer Ausgleich geschaffen werden. Als Service für Kommunen sowie gewerbliche und private Investoren bietet der Landkreis Harburg seit 2009 einen eigenen Kompensationspool an. So kann der Landkreis sinnvoll und zusammenhängend die Natur auf eigenen Flächen in allen drei Naturräumen des Landkreises – Geest, Marsch und Moor – entwickeln. Der Kompensationspool verfügt inzwischen über gut 250 Hektar. Die Projekte sind aufgrund ihrer hohen naturschutzfachlichen Qualität auch über den Landkreis hinaus bekannt.

Eine der ersten Maßnahmen war die Entwicklung der Este und ihrer Aue zwischen Podendorf und Emmen auf etwa 16 Hektar. Eine weitere Maßnahme sind die Waldentwicklungsflächen zwischen dem Naturschutzgebiet Brunsberg und der Sprötzer Heide. Sie sind mit die mit rund 55 Hektar die größten zusammenhängenden Naturwaldflächen des Landkreises. (dh/ein)

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