Kartoffel-Ernte in Emmelndorf: Jungbauer Hannes setzt auf Bio, Tradition und Nachhaltigkeit

Unterwegs bei der Kartoffelernte von Jungbauer Hannes Meyer-Sahling in Emmelndorf. Foto: Ferenczi
Unterwegs bei der Kartoffelernte von Jungbauer Hannes Meyer-Sahling in Emmelndorf. Foto: Ferenczi
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Seevetal/Emmelndorf. Zwei Wochen lang rollten Traktoren mit dem „Kartoffelroder” im Schlepptau über den saftigen Acker hinter der Blumensiedlung in Emmelndorf. Die Kartoffelernte auf dem sieben Hektar großen nährstoffreichen Feld ist seit kurzem abgeschlossen. Seit dem Jahr 1984 produziert Hof Meyer-Sahling in Emmelndorf biologische Produkte wie Kartoffeln, Getreide und Möhren.

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Im vergangenen Jahr übernahm Jungbauer Hannes Meyer-Sahling den Familienbetrieb. Was den 27-Jährigen an seinem Job begeistert, bringt er in einem Satz auf den Punkt: „Es ist die Freude an der Verantwortung, ökologisch mitzugestalten“. Seniorbauer Hans-Herrmann Meyer-Sahling arbeitet nach wie vor auf dem Hof an der Bahnhofstraße mit und war auch bei der aktuellen Kartoffelernte tatkräftig mit am Start.

Einsatz auf dem Kartoffelernter. Foto: Ferenczi

Nach dem maschinellen Ausgraben landen die Kartoffeln über Förderbänder auf dem „Kartoffelernter“. Von fleißigen Helfern werden die Knollen dann mit Handschuhen von Erdklumpen, Pflanzenresten und Steinen befreit. Nach diesem intensiven Arbeitsschritt, wartet auf dem Roder der „Kartoffelbunker“ als Auffangbehälter darauf, seinen Zweck zu erfüllen. Ist der Bunker voll, wird der Ertrag in Holzkisten umgeladen. Die Kisten stehen auf einem meterlangen Anhänger bereit, und fassen um die 600 Kilogramm „Erdäpfel“.

Die Kartoffelkisten. Foto: Ferenczi

Nach Anlieferung auf dem etwa 700 Meter entfernten Hof, werden die Kartoffeln erstmal getrocknet. Vor der Abwaage und dem Einsacken, geht es für die Kartoffeln dann noch durch eine Sortier-Maschine. Dort werden sie auch von der restlichen Erde befreit.

Die Kartoffel ist ein wahres Nährstoffpaket. Neben den Makronährstoffen Kohlenhydraten, Eiweiß und einem minimalen Fettgehalt, besteht die Powerknolle zu 77 Prozent aus Wasser, wertvollen Vitaminen – vor allem B‑Vitaminen und Vitamin C, sowie Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffen. Es lohnt sich also, die „tolle Knolle“ in den wöchentlichen Speiseplan zu integrieren.

Jungbauer Hannes Meyer-Sahling an seinem Traktor. Foto: Ferenczi

„Fünf Kartoffelsorten, Dinkel, Roggen und Weizen, stehen im hofeigenen Selbstbedienungsladen für die Nachbarschaft zum Kauf zur Verfügung“, sagt der bodenständige Landwirt Hannes. Schon als Kind erlebte er spannende Geschichten auf Hof und Feldern. Mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht, denkt er an vergangene Tage zurück und erzählt: „Als sechsjähriger Traktorfahrer, der die Kupplung noch nicht bedienen konnte, fuhr ich auf gerader Strecke den Damm entlang. Der entsprechende Aus-Knopf zum Stoppen des Traktors war verhakt und somit fuhr der Traktor weiter als geplant…“. Papa Meyer-Sahling legte daraufhin natürlich einen Sprint hin.

Doch nicht immer ist alles so rosig wie es klingt oder aussieht. Zurzeit kämpfen viele Bauern gegen den Drahtwurm an. Die zwei Zentimeter langen bräunlichen Larven sind nicht gefährlich, verursachen aber unschöne verfärbte Bohrungen in den Kartoffeln, was zu vermehrten Reklamationen führen kann. 

Bodenbearbeitung ist eine Methode im Ökologischen Landbau, die zur Bekämpfung dieses Plagegeistes eingesetzt wird. Die Umgrabungen haben jedoch negative Auswirkungen auf das Ökosystem und die Fruchtbarkeit des Bodens. Mehr CO2 durch Traktoren wird freigesetzt. Das „Bodenleben“ wird vermindert und die Umwandlung organischer Abfälle in wertvollen Humus unterbrochen. Meyer-Sahling hofft für die Zukunft, dass Endverbraucher gerne mal über minimale „Mängel“ der Ware hinwegsehen, und ihren Fokus weniger auf die „Normware“ legen, sondern auf die wertvollen, regionalen und gesunden Produkte.

Auch bei Overmeyer kann man Kartoffeln vom Hof Meyer-Sahling kaufen. Die beiden Höfe tauschen sogar — wenn notwendig — landwirtschaftliche Maschinen miteinander. Als Abnehmer der großen Knollen erfreut sich Naturkost Nord, die Küchen und Einzelhändler damit beliefern. Die bestückten Kartoffelfelder von insgesamt neun Hektar Umfang, heißen „Brook“ und „Klein Winter“. 

Mit weiteren Feldern, bewirtschaftet der vegan lebende Bauer insgesamt 85 Hektar Land. Eine Auszubildende und drei Minijobber unterstützen den Landwirt, der ursprünglich auch mal Industriemechatronik gelernt hat, bei der Arbeit. 

Vor der Ernte sind die Jäger des Hegerings am kühlen frühen Morgen, gegen vier Uhr mit einer Wärmebildkamera integrierten Drohne auf Rehkitzsuche. Wurde ein Rehkitz gefunden, wird es natürlich in Sicherheit gebracht.

Und was ist denn an der Knolle so toll? Bauer Hannes schätzt die lange Lagerfähigkeit der Kartoffeln. „Dadurch müssen wir weniger wegwerfen als von anderen Naturprodukten.“ Der Ertrag des Kartoffelhofes Meyer-Sahling beträgt in diesem Jahr rund 135 Tonnen, deutlich weniger im Vergleich zum Vorjahr. „Die trockenen Jahre, sind die Besseren“, weiß der erfahrene Bauer. (af)

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