Pastor Peter M. Schwarz geht in den Ruhestand

Pastor Peter M. Schwarz in der Kapelle Over. Foto: C. Wöhling
Pastor Peter M. Schwarz in der Kapelle Over. Foto: C. Wöhling
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Seevetal/Meckelfeld/Over. Umzugskartons stehen im Pfarrhaus hinterm Deich in Over: Ende des Monats heißt es Abschiednehmen für Pastor Peter M. Schwarz und seine Frau Astrid. Mehr als 30 Jahre war er Pastor der Ev.-luth. Kirchengemeinde Meckelfeld, nun geht er in den Ruhestand. 

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„Ich freue mich darauf, das Leben neu zu gestalten und zu strukturieren. Aber vom Gefühl her müsste ich nicht weg, denn was ich hier tue, tue ich liebend gern“, sagt Pastor Schwarz und geht zum Konfirmanden-Unterricht in die Kapelle. Am Sonntag, 28. April, wird Pastor Schwarz im Gottesdienst um 15 Uhr in der Meckelfelder Kirche verabschiedet, anschließend ist zum Empfang im Familienzentrum geladen. Bereits am Samstag, 27. April, sagt er „Tschüss“ mit „Kultur und Musik op Platt“ ab 17 Uhr in der Kapelle Over. Und am Sonntag, 5. Mai, hält er in Over einen letzten Gottesdienst um 9.30 Uhr mit anschließendem Kaffee und Kuchen.

1993 kam Pastor Schwarz nach Meckelfeld, es war seine erste Pfarrstelle. Nach dem Studium in Göttingen, Hamburg und Lima (Peru) und dem Vikariat in Nienburg richteten sich Peter Schwarz und seine Frau Astrid Schaper-Schwarz in Meckelfeld ein. Das zweijährige Studium in Lima bei Gustavo Gutiérrez, einem der Begründer der Befreiungstheologie, hat ihn sehr geprägt. Lateinamerika blieb ihm wichtig, so übernahm er die Beauftragung im Kirchenkreis Hittfeld für die Partnerschaft zur lutherischen Kirche in El Salvador. „Es ist wichtig, dass wir als Kirche nicht nur um uns selbst kreisen. Die Welt ist groß und nah mit ihren vielen Herausforderungen, und wir müssen weiter den Blick in die Gesellschaft und die Welt werfen“, sagt Schwarz.

Gefragt nach guten Momenten oder Ereignissen sagt Pastor Schwarz: „Jeden Tag gab es gute Momente. Es sind die intensiven Begegnungen mit Menschen, die ich so schätze. Unser Beruf bringt uns bis in die Küche der Menschen und das Vertrauen, das sie uns entgegenbringen, ist groß. Wenn ich mit ihnen rede, spüre ich eine Sehnsucht nach guten, tiefen Gesprächen.“

Einer seiner Schwerpunkte war die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, wie der Konfirmanden-Unterricht, Freizeiten, Kinder- und Kita-Gottesdienste: „Das war zwar auch anstrengend, aber immer glücklich.“  Vieles wurde während seiner Zeit in der Kirchengemeinde gebaut oder umgebaut: Die Kirche in Meckelfeld, das Familienzentrum, der Friedhof und die Friedhofskapelle in Meckelfeld und immer wieder die Kapelle in Over: 2003 und zweimal im Jahr 2009 brannte die kleine Kapelle. Sie wurde wieder aufgebaut und erhielt ganz besonders schöne Fenster des Künstlers Thomas Kuzio, dafür sorgte Kunstliebhaber Schwarz. „Bei den vielen Bauvorhaben brauchte es einen geduldigen, kreativen Bauausschuss.“

Wichtig war ihm das Gedenken an die Pogromnacht vom 9. November 1938 mit intensiven Gottesdiensten, die er für den Kirchenkreis Hittfeld organisierte. Einmal war auch der Holocaust-Überlebende Ivar Buterfas-Frankenthal zu Gast, um mit den Besuchern über die Bedeutung dieses Gedenkens ins Gespräch zu kommen.

Pastor Schwarz wünscht sich von seiner Kirche, dass sie wieder geistlicher werde. „Menschen brauchen geistliche Impulse und Begleitung. Mit Kindern übe ich in der Kita schon Momente der Stille ein, ganz getreu dem Motto ‚Gib deinem Kind die Chance, seine Seele zu entdecken.‘“ In der Corona-Zeit hat er Gebete an die Kirchentür angehängt: „Sie wurden fast immer alle mitgenommen. Die Menschen suchen nach Geistlichkeit. Die Kirche hat durch die Missbrauchsfälle viele Menschen verloren. Wir müssen wieder gute Wege schaffen, um ihnen das zu geben, was sie suchen. Ihnen Methoden an die Hand geben, damit sie im Leben bestehen, sich bei Gegenwind nicht umpusten lassen und Hoffnung haben. Entscheidend ist, da und nah zu sein.“

Musik durfte in seiner Arbeit nie fehlen, die Gitarre war sein ständiger Begleiter, und mit seiner Band „Bruder Schwarz“ gab er gern kleine Konzerte. „Die Gemeinde hat über alle Generationen hinweg viel Musik miteinander gemacht. Und Thomas Rims, unser Kantor über viele Jahre, war hier ein großer Impulsgeber. Ebenso Andrea Theiding mit ihren Kinder- und Jugendchören. Das war schön.“

Das Ehepaar zieht nach Kappeln, dorthin, wo sie im Urlaub schon oft mit ihrem Segelboot anlandeten. Schwarz will sich dann seinen Hobbys widmen, viel lesen, segeln und vor allem reisen. „Unsere Schwiegertochter kommt aus Mexiko, da werden wir sicher öfter sein.“ (tj/ein)

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