Equal-Pay-Day: Zeit für Gerechtigkeit bei Lohn und Zeit

Mit einer großen Fahne machen Gleichstellungsbeauftragte Andrea Schrag (rechts), ihre Stellvertreterin Birgit Röder (Mitte) und Assistentin Jasmin Herzog auf die Lohnlücke von Frauen und Männern aufmerksam und fordern mehr Gerechtigkeit bei Lohn und Zeit. Die Fahne hängt am Equal Pay Day vor dem Kreishaus. Foto: Landkreis Harburg
Mit einer großen Fahne machen Gleichstellungsbeauftragte Andrea Schrag (rechts), ihre Stellvertreterin Birgit Röder (Mitte) und Assistentin Jasmin Herzog auf die Lohnlücke von Frauen und Männern aufmerksam und fordern mehr Gerechtigkeit bei Lohn und Zeit. Die Fahne hängt am Equal Pay Day vor dem Kreishaus. Foto: Landkreis Harburg
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Seevetal/Landkreis Harburg. Zwei Monate arbeiten und nichts dafür bekommen: Für Frauen ist das, zumindest rechnerisch, bittere Realität. Bis Mittwoch, 6. März, arbeiten sie statistisch gesehen umsonst, während ihre männlichen Kollegen entlohnt werden. Erst unmittelbar vor dem Frauentag ändert sich das. Grund ist die Lohnlücke in Deutschland zwischen Frauen und Männern.

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Auf diese Situation macht der Equal Pay Day aufmerksam und will zur Diskussion anregen. Symbolisch markiert er den Tag, bis zu den Frauen umsonst arbeiten. Der Equal Pay Day ist dieses Jahr am 6. März und damit einen Tag früher als 2023 – aber nicht, weil sich die Situation verbessert hat, sondern weil 2024 ein Schaltjahr ist.

Die Lohnlücke stagniert und beträgt zwischen den durchschnittlichen Brutto-Stundenlöhnen von Frauen und Männern in Deutschland offiziell 18 Prozent, das sind 4,46 Euro oder bei einer 40-Stunden Woche immerhin 178,40 Euro. Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes kommen Frauen auf 20,84 Euro brutto je Stunde, Männer auf 25,30 Euro. Damit belegt Deutschland im europäischen Vergleich einen der letzten Plätze, der europäische Lohnunterschied beträgt rund 13 Prozent.

Das hat seine Gründe: „Höchste Zeit für Equal Pay“ – mit diesem Motto will der Tag diesmal den Zusammenhang von Zeit und Geld in den Fokus nehmen. Denn Zeit ist Geld, und der sogenannte Gender Pay Gap, also die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern, wird durch Unterschiede in der (Arbeits-)Zeit mitverursacht. Kinder betreuen, den Haushalt führen, einkaufen und Angehörige pflegen: Für viele Frauen in Deutschland sind all diese Aufgaben – meist als Care-Arbeit zusammengefasst – Teil des Alltags, natürlich unbezahlt. „Arbeit wird oft nur mit bezahlter Erwerbsarbeit gleichgesetzt“, sagt Andrea Schrag, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Harburg. „Der Wert unbezahlter Sorgearbeit bleibt dadurch unsichtbar. Obwohl sich der Anteil erwerbstätiger Frauen seit Jahren erhöht, steigt die Beteiligung an Sorge- und Hausarbeit von Männern kaum“, so Andrea Schrag.

Derzeit arbeiten Frauen fast dreimal so häufig in Teilzeit wie Männer, vor allem da Frauen den Großteil der Sorgeverantwortung übernehmen, oft auch auf Minijobbasis, oder unterbrechen ihre Erwerbsbiografie. Das hindert Frauen dann auch daran, in Führungspositionen aufzurücken.

Doch nicht nur die geschlechtsspezifische Lohnlücke stellt viele Frauen vor Schwierigkeiten, sondern beispielsweise auch der daraus resultierende Pension Pay Gap: Frauen, die jahrelang weniger verdient haben als Männer, bekommen im Durchschnitt eine deutlich niedrigere Rente als Männer. „Dies führt dazu, dass der Frauenanteil bei den von Altersarmut betroffenen Menschen deutlich höher ist. Umso wichtiger ist daher eine bessere Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Pflege, die es Frauen und Männern gleichermaßen ermöglicht, berufstätig zu sein und gemeinsam für ihre Kinder oder Angehörigen zu sorgen. Das ist auch eine Frage und Voraussetzung für Gleichberechtigung“, betont Andrea Schrag.

Der Equal Pay Day will zur Diskussion über Fragen wie „Was muss sich ändern, damit Care-Arbeit, Erwerbsarbeit und Freizeit paritätisch aufgeteilt werden können?“ anregen. „Wenn die Politik das Ziel der Chancengleichheit für Frauen und Männer auf dem Arbeitsmarkt ernsthaft verfolgen will, muss sie mehr Anreize für eine gleichmäßigere Aufteilung von Sorge- und Erwerbsarbeit in der Partnerschaft setzen“, so Andrea Schrag. So könnte die Zahl der Partnermonate beim Elterngeld angehoben werden. Auf die Agenda gehören aber auch eine Reform des Ehegattensplittings und der Minijobs. „Beides sorgt bisher dafür, dass es sich für viele Frauen nicht lohnt, in größerem Umfang erwerbstätig zu sein“, folgert Andrea Schrag. Entsprechende Reformen hätten nicht nur wichtige gleichstellungspolitische Wirkungen, sondern könnten auch den Arbeitskräftemangel lindern. (dh/ein)

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