Seevetal. Pünktlich zum Jahresende präsentiert Seevetals Bürgermeisterin Emily Weede ihren Jahresrückblick. Aber auch einen Blick in die Zukunft wagt Seevetals Verwaltungschefin.
„Für mich geht in diesen Tagen ein besonderes Jahr zu Ende. Mit der Wahl zur neuen Seevetaler Bürgermeisterin habe ich am 1. November 2021 die Amtsgeschäfte von meiner Vorgängerin Martina Oertzen übernommen. Ich freue mich, dass ich ein gut bestelltes Haus übernehmen durfte. Gerade in Krisenzeiten, wie wir sie jetzt mit der vierten Welle der Corona-Pandemie erleben, ist es wichtig, auf ein eingespieltes Team setzen zu dürfen. Hier bin ich mir sicher, dass wir auch diese Situation gemeinsam meistern werden. Ich freue mich auch auf die Zusammenarbeit mit dem neugewählten Rat der Gemeinde, seinen Ausschüssen und den Ortsräten. Mögen möglichst viele neue Ideen für eine Weiterentwicklung der Gemeinde an uns herangetragen werden. Davon können wir alle nur von profitieren.
Unabhängig von der Pandemie ist es uns in 2021 aber wieder gelungen, viele Infrastrukturprojekte anzuschieben oder umzusetzen. Viel tut sich aktuell im Kita-Bereich. 2021 hatten wir ein Jahr, an dem an vier Kita-Standorten gleichzeitig gebaut wurde. Das gab es noch nie seit Bestehen der Gemeinde Seevetal; macht aber deutlich, welch ein großer Bedarf bei uns besteht. Diese Herausforderung nehmen wir gerne an, denn was gibt es sinnvolleres, als in die Zukunft unserer Kinder zu investieren? Fertiggestellt wurde in 2021 eine Zwei-Gruppen-Kita in Fleestedt. Die Baustellen in Hittfeld am Meyermannsweg, in Meckelfeld, Große Wiesen und an der Horster Landstraße in Maschen haben große Fortschritte gemacht. An allen drei Standorten erwarten wir im nächsten Jahr die Fertigstellung.
Die Planungen für weitere Bauten laufen weiter. In 2022 ist der erste Spatenstich für eine fünfgruppige Kita am Moorweidendamm in Maschen geplant. Die Standortsuche für eine Fläche in Fleestedt wird weiter vorangetrieben. Auch im Schulbereich wurde wieder investiert. Die Grundschule Ramelsloh wurde erweitert, damit für die Ganztagsbetreuung bessere Möglichkeiten geschaffen werden. Für alle sieben Seevetaler Grundschulen wurde die Förderung von Raumluftfiltern genehmigt. Hier hoffe ich auf eine zügige Lieferung und Einbau.
Die Deutsche Bahn ist uns seit vielen Jahren „treuer Begleiter“. Wir haben an diversen Stellen immer mit der DB zu tun. Prominentestes Beispiel ist hier die Decatur-Brücke. Hier konnte im zu Ende gehenden Jahr jetzt auch formell die Zusage des Landes Niedersachsen für eine hohe finanzielle Beteiligung an der Ertüchtigung der Brücke verzeichnet werden. In 2022 werden wir die Planungen hierfür weiter vorantreiben. Von einer baulichen Umsetzung sind wir leider noch ein gutes Stück entfernt. Ein Baubeginn ist nicht vor Sommer 2024 zu erwarten.
In Meckelfeld starten in 2022 zwei große Baustellen der DB. Ab Herbst soll der Personenbahnhof barrierefrei neu gebaut werden. Die ursprünglichen Planungen der DB, die einen Fahrstuhl abseits der Verkehrsströme vorgesehen haben, sind korrigiert worden. Hier erwarten wir jetzt, dass der Neubau des Bahnhofes mit der Zuwegung zur vorhandenen Buskehre aus einem Guss erfolgt. Etwas weiter nördlich an der Landesgrenze zu Hamburg beginnt die Bahn mit dem Bau eines so genannten Überwerfungsbauwerkes, einer Eisenbahnbrücke. Die Baustelle wird uns bis 2026 / 27 begleiten. Hier achten wir darauf, dass der versprochene Lärmschutz auch realisiert wird und die Baustelle möglichst ohne große Beeinträchtigungen der Nachbarschaft erfolgt. Sorge bereitet mir die Entwicklung der Neuplanung einer Trasse der Schnellbahnstrecke Hamburg – Hannover. Vor wenigen Jahren feierten sich die DB und weitere Beteiligte, mit dem „Dialogforum Schiene Nord“ einen breiten Konsens gefunden zu haben. Das Ergebnis, bekannt als „Alpha E“, bestand aus einer Ertüchtigung der Bestandsstrecke zwischen Hamburg und Hannover mit der Option einzelner neuer Ortsumfahrungen sowie Lärmschutz an bestehenden Zulaufstrecken. Hiervon hat sich die Bahn – trotz Festlegung im Bundesverkehrswegeplan – immer weiter entfernt. Jetzt wird mit einmal wieder die Planung mit einer Streckenführung nahe entlang der A 7 aus dem Hut gezaubert. Gegen diese Pläne werden wir uns als Gemeinde Seevetal mit aller Macht zur Wehr setzen.
Zum Jahresanfang erfolgte der Spatenstich für den langersehnten Neubau der Hittfelder Feuerwehr. Hier wollen wir — hoffentlich in einem größeren Kreis — im Laufe des kommenden Jahres eine zünftige Einweihung feiern. Zudem holten wir im Sommer die offizielle Einweihung der Erweiterung der Glüsinger Wehr nach. Ich danke in diesem Zusammenhang allen Kameradinnen und Kameraden unserer Feuerwehr dafür, dass alle Seevetaler dank deren Engagement beruhigt und sicher hier leben können.
Im nordöstlichen Fleestedt haben wir die Sanierung der dortigen Straßen und Kanäle fortgesetzt. Mein Dank geht an dieser Stelle an die Anlieger und deren Geduld. Die Ergebnisse aber denke ich können sich sehen lassen und machen so manche Baustrapaze vergessen.
Die Investitionen in Hoch- und Tiefbau wären nicht möglich ohne entsprechende Steuereinnahmen. Mein Dank geht an dieser Stelle an die vielen Gewerbetreibenden, die trotz der coronabedingten schwierigen Rahmenbedingungen kontinuierlich zur finanziellen Stärke der Gemeinde Seevetal beigetragen haben. In solchen Zeiten zahlt es sich aus, dass wir immer auf eine moderate Entwicklung und einen ausgewogenen Branchenmix unserer Gewerbegebiete geachtet und uns nicht von einzelnen Branchen abhängig gemacht haben. Ich freue mich, dass in Beckedorf die Firma Goodman die Vermietung ihres ersten Gewerbeabschnittes vermelden konnte. Zeigt es doch, wie begehrt Gewerbeflächen in dieser Region sind. Hier wird dann in 2022 die bauliche Realisierung des ersten Abschnittes auf dem ehemals als Kiesabbaufläche genutzten Grundstück erwartet. In Maschen sind im kleinen Erweiterungsgebiet „Unner de Bult“ weitere Gebäude fertiggestellt bzw. begonnen worden. Hier werden wohl auch in 2022 die letzten Objekte bezogen werden. Gewerbegebiete von morgen müssen auch weiterhin höchste naturschutzfachliche Standards erfüllen, gut an den ÖPNV angeschlossen sein und sich in unser Gemeindegebiet einfügen.
Auch im Wohnbaubereich entwickelt sich die Gemeinde Seevetal mit Augenmaß weiter. In Fleestedt am Fleester Höpen entstehen neue Mehrfamilienhäuser auf dem ehemaligen Sportplatzgelände. In Hittfeld schreiten die Bauten im Bereich Jesteburger Straße / Harburger Straße weiter voran. Bedauerlich ist die Situation in Maschen entlang der Schulstraße, wo wir schon vor einiger Zeit die planerischen Grundlagen für eine Entwicklung geschaffen haben. Ein Eigentümerwechsel für eine Fläche stimmt mich etwas optimistisch, dass wir zumindest an einer Stelle bald einen Fortschritt vermelden können. Zusätzlich werden wir mit aller Kraft mit den Maschenern zusammen eine Belebung der Straße aktiv gestalten. Dabei werden die in Aussicht gestellten Bundesmittel sicherlich hilfreich sein. In Meckelfeld ist am Appenstedter Weg ein neuer Bebauungsplan in Kraft getreten, der den Neubau von zeitgemäßen Mehrfamilienhäusern einer Wohnungsbaugenossenschaft ermöglicht. Auch für den Bereich Am Felde / Am Kamp ist ein neuer BPlan im Umfeld der neuen Seniorenanlage einschließlich einer Tagespflege rechtskräftig geworden. Hier erwarten wir in 2022 einen Baubeginn von altersgerechten Wohnungen sowie Reihenhäusern.
Der demografische Wandel ist auch in Seevetal zu spüren. Dem wollen wir mit geeigneten Flächen und planerischen Vorgaben Rechnung tragen. Wer in Seevetal älter wird, soll auch im hohen Alter in Seevetal wohnen bleiben können. In Fleestedt steht das Generationenquartier der Firma Cureus an der Winsener Landstraße kurz vor der Fertigstellung. In Hittfeld soll im Bereich des geplanten Neubaugebietes Nördlich Göhlenbach auch eine Seniorenresidenz mit integriert werden. In 2022 wollen wir die entsprechende Auswahl treffen und das B‑Plan-Verfahren weiter vorantreiben. In allen Baugebieten ist es mir wichtig, auch der Energiewende Rechnung zu tragen. Neue Formen der Mobilität müssen angeboten werden, eine Energieversorgung der neuen Baugebiete jenseits der fossilen Energieträger muss zum Regelfall werden. In Bestandsgebieten soll die energetische Sanierung der Gebäude und die verstärkte Nutzung regenerativer Energien im Mittelpunkt stehen. Dies gilt natürlich auch für gemeindeeigene Gebäude.
Einen Schwerpunkt möchte ich in 2022 beim Thema Nachhaltigkeit, hier insbesondere bei den Antriebsarten der Zukunft, setzen. In der aktuellen Diskussion um das Thema E‑Mobilität kommt mir dabei das Thema E‑Fuels zu kurz. E‑Fuels sind synthetisch hergestellte Kraftstoffe, die – aus grünen Quellen hergestellt – CO²-neutral eingesetzt werden können. Der große Vorteil liegt darin, dass für den Endverbraucher hierfür keine komplette neue Infrastruktur geschaffen werden muss. Es können die bisherigen Fahrzeuge genutzt werden. Wir wollen in 2022 in einem Modellversuch unsere orangefarbene Flotte vom Betriebshof mit E‑Fuels betanken und hier aus erster Hand Erfahrungen sammeln. Der Faktor graue Energie, das heißt das Einbeziehen des gesamten Energieaufwandes beispielsweise beim Bau neuer Fahrzeuge, muss stärker berücksichtigt werden.
Die E‑Ladeinfrastruktur muss zu einem intelligenten System ausgebaut werden. Es muss geprüft werden, wo Schnellladesäulen notwendig sind und wo vielleicht gesamtverbrauchsabhängige Ladevorgänge zu unterschiedlichen Zeiten die nachhaltigere Lösung sind. Zudem wollen wir den Niedersächsischen Weg als Gemeinde aktiv vorantreiben. Diesem Schulterschluss des Landes mit Umweltverbänden und der Landwirtschaft gehört die Zukunft. Weniger Einsatz von Pestiziden, breitere naturbelassene Gewässerrandstreifen, Schaffung von Hecken, Baumreihen und Vernetzungskorridoren – dies sind Beispiele, woran wir uns zukünftig messen lassen wollen.
Die Fertigstellung des Karoxbosteler Kultur- und Mitmachgartens „Doras Garten“ an der Wassermühle war ein willkommenes Highlight im Sommer dieses Jahres. Die Eröffnung wurde mit viel Prominenz, unter anderem der niedersächsischen Landwirtschaftsministerin Barbara Otte- Kinast, gefeiert. Möge der Garten in den kommenden Jahren viele Besucher aus nah und fern anziehen. Besonders freue ich mich natürlich darüber, dass es gelungen ist, dass die Wassermühle Karoxbostel als unser außerschulischer Lernstandort nunmehr auch mit dem Gymnasium Meckelfeld eine Kooperation geschlossen hat. Dies erweitert die bewährte Zusammenarbeit des BNE-Standortes mit vielen Seevetaler Kitas, Grundschulen und der IGS.
Im Ausbildungsbereich wollen wir als Gemeinde weiter vorangehen. Die verstärkte Schaffung von Ausbildungsplätzen, nicht nur in der klassischen Verwaltung im Büro, ist mir eine Herzensangelegenheit. Wir wollen junge Menschen für eine Ausbildung bei der Gemeinde Seevetal begeistern.
Unser geplanter Haushalt für 2022 sowie die tatsächliche Einnahmesituation in 2021 sind grundsätzlich als stabil zu betrachten. Wir sind handlungsfähig, auch dank der Gewerbesteuereinnahmen und dem Einkommenssteueranteil. Es bleibt aber von Jahr zu Jahr sehr fragil. Wir sind alle gefordert, unsere Einnahmenseite weiter wetterfest zu gestalten, um weiter handlungsfähig zu bleiben.
Einschneidend ist die Pandemie natürlich insbesondere für unser Kulturleben. Waren im Sommer noch einige Veranstaltungen möglich, hier sind insbesondere die Kulturstiftung, die Musikschule und der Verein Wassermühle Karoxbostel zu nennen, wurde es im Herbst dann doch schon wieder schwieriger. Unsere beliebten Dorffeste mussten – auch wenn sie draußen stattfinden – schweren Herzens von den Veranstaltern abgesagt werden. In der Burg konnten zwar einzelne Veranstaltungen durchgeführt werden, eine Rückkehr zur Normalität sieht jedoch anders aus.
In 2022 gibt es aber einen Grund zum Feiern! Die Gemeinde Seevetal wird 50 Jahre alt. Am 1.7.1972 wurde die neu gebildete Gemeinde aus 19 ehemals selbstständigen Gemeinden aus der Taufe gehoben. Dazu wird im nächsten Jahr erstmals eine Chronik der Gemeinde erscheinen. Begleitend sind viele Veranstaltungen rund um dieses Jubiläum geplant. Höhepunkt wird der Festakt am 1. Juli 2022 in der Burg Seevetal werden. Hier freue ich mich schon heute, zahlreiche Weggefährten begrüßen zu dürfen, die die Gemeinde über so viele Jahrzehnte begleitet und geprägt haben. Nicht nur am Festwochenende wird es viele Veranstaltungen in der ganzen Gemeinde geben. Im Frühjahr präsentieren die Sportvereine unter dem Dach „SeeVital“ ihr vielfältiges Angebot. Im Sommer planen zudem viele Vereine und Organisationen Veranstaltungen. Im Herbst sind die ersten Seevetaler Lesetage geplant.
Ich bedanke mich an dieser Stelle bei allen Menschen, die sich ehrenamtlich in unserer Gemeinde engagieren. Ob im Bereich der Rettungsdienste, der Feuerwehr, der Sportvereine, im sozialen und kulturellen Bereich und — nicht zu vergessen — in der Kommunalpolitik und in vielen, vielen anderen Bereichen: Ohne dieses großartige Engagement wäre unsere Gemeinde nicht so liebens- und lebenswert. Ein ganz besonderer Dank geht an die Impf-Teams, die so engagiert für unser aller Gesundheit in den vergangenen Monaten fast „rund um die Uhr“ gearbeitet haben. Herzlichen Dank für Ihren Einsatz!
Ich wünsche allen Seevetalerinnen und Seevetalern einen guten Rutsch in das neue Jahr und für 2022 alles Gute.
Bleiben Sie behütet und gesund!
Ihre Emily Weede
Bürgermeisterin der Gemeinde Seevetal”
