Landkreis Harburg: Wasserstoff als innovative Technik voranbringen

Deutlich einfacher ist jetzt die online Zulassung von Fahrzeugen.
Landkreis Harburg. Foto: Symbolbild
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Seevetal/Landkreis Harburg. Die Hoffnungen auf den Fortschritt mit Wasserstoff sind im Landkreis Harburg groß. Wasserstoff gilt als Technologie der Zukunft. Da beim Verbrennen praktisch keine Abgase entstehen, kann Wasserstoff angesichts des Klimawandels ein vielversprechender Energieträger der kommenden Jahrzehnte sein. Dass der Landkreis Harburg bei der Implementierung dieser Technologie vorn dabei ist, wurde jetzt bei einem Treffen deutlich, bei dem Landrat Rainer Rempe den drei Landtagsabgeordneten Wirtschaftsminister Bernd Althusmann, Heiner Schönecke und André Bock einen Überblick über die Ansätze zur Entwicklung der H2-Wirtschaft im Landkreis gab. Der Landkreis Harburg ist – zusammen mit zehn anderen Landkreisen der Region Lüneburg – eng in das H2-Netzwerk Nordostniedersachsen (H2NON) eingebunden.

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„Wasserstoff kann einen wichtigen Beitrag zur Energiewende und zum Klimaschutz leisten“, stellte Landrat Rainer Rempe fest. „Ich freue mich, dass wir gemeinsam diese innovative Technik voranbringen. Das bietet uns viele Chancen. Ich bin froh, dass wir im Landkreis bereits über eine sehr agile Gruppe von Unternehmen verfügen, die die H2-Technologie zur Anwendung bringen. Wir unterstützen sie gern durch unsere Wirtschaftsförderung.“

Gerade im Bereich Mobilität kann Wasserstoff eine wichtige Rolle als Energieträger spielen. Nach Ansicht einiger Experten kann er – je nach Szenario – im Jahr 2050 bis zu 40 Prozent des dort anfallenden Energiebedarfs decken. Dazu könnten der Öffentliche Personennahverkehr und Fahrzeuge für andere Dienstleistungen des Landkreises auf Brennstoffzellentechnologie umgestellt werden. Die KVG sei mit Unterstützung dazu grundsätzlich bereit, so Dr. Alexander Stark, Leiter der Stabsstelle Kreisentwicklung /Wirtschaftsförderung, erläuterte. Potenziale bieten Müllsammelfahrzeuge und die Umrüstung von anderen LKW beispielsweise an Bauhöfen.

Grundlage dafür ist die Verfügbarkeit von Strom aus erneuerbaren Energien, wie sie auch im Landkreis gewonnen werden. Denn nur durch grünen Strom sind auch H2-Fahrzeuge CO2-frei zu betreiben. Eine Chance biete sich nach Worten Starks dadurch, dass alte Windenergieanlagen aus der EEG-Förderung fallen und durch lokale Elektrolyse sogenannten grünen Wasserstoff erzeugen könnten. Die freien Strompreise seien für die Betreiber aber zu niedrig. Außerdem müsste das EEG geändert werden, um eine Elektrolyse für geförderte Windenergieanlagen attraktiv zu gestalten.

Stellvertretend stellten sich drei Unternehmen der H2-Wirtschaft bei dem Treffen vor: Best Fluid GmbH aus Brackel, E‑Cap Mobility GmbH aus Winsen und ERC GmbH aus Buchholz.  Die Firmen leisten Pionierarbeit in den Bereichen Schiff- und Fahrzeugtechnik sowie Industrieanwendungen.

Die Firma Swagelok / Best Fluidsysteme vertreibt in Norddeutschland Rohrleitungssysteme für die Gasindustrie. Daher kennt sich das Unternehmen schon seit langem mit H2-Technik aus und konnte diese Erfahrung erfolgreich bei einigen Modellprojekten einbringen. So stammt die Rohrleitungstechnologie des H2-Zuges iLint von Alstom von der Firma aus Brackel. Geschäftsführer Pierre Fischer setzt auf zukünftige Projekte im Netzwerk: „Wir haben hier tolle Partner in der Umgebung gefunden und werden weiter Gespräche mit neuen Unternehmen führen, um die Wasserstoffnutzung auch vor Ort anschaulich zu machen“. So könnte die Best-Fluid-Technologie demnächst auch in H2-Tankstellen und weiteren Mobilitätsprojekten fließen.

„Bei E‑Cap kann man H2-Brennstoffzellen und E‑Mobilität ansehen und auch anfassen, von der Entwicklung bis zur Produktion“, erklärte Geschäftsführer Dirk Lehmann. Die Firma E‑Cap / Clean Logistics baut nicht nur Fahrzeuge als Elektrofahrzeuge um, sondern rüstet diese – vor allem besonders große Fahrzeuge – auch mit Brennstoffzellen aus. Die Vorbestellungen gehen nach Worten von Geschäftsführer Lehmann bereits in die Hunderte. Die erfreuliche Konsequenz: „Wir planen, den Standort in Winsen zu erweitern“, so Lehmann. Auch Schiffe und Flugzeuge würden mit Brennstoffzellen ausgerüstet. Zusätzlich baut E‑Cap im Auftrag von Clean Logistics auch eigene Batteriesysteme aus gelieferten Batteriezellen. Die in die Brennstoffzellen-LKW verbauten Batterien sind dabei so konzipiert, dass sie nicht brennbar sind. Lehmann nutzte die Gelegenheit, um bei der Landespolitik um Unterstützung bei der Definition technischer Regelwerke zu werben. So sei Wasserstoff immer noch als technisches Gas und nicht als Kraftstoff definiert. Dies erschwere die zahlreichen Einzelgenehmigungen.

Die ERC Group bietet unter anderem für die chemische Industrie und für Kraftwerksbetreiber Verfahrenshilfsstoffe sowie die Konzeptionierung und Umsetzung von Rauchgasentstickungsanlagen an. Wasserstoff sei aber zunehmend eine Komponente, um den CO2-Ausstoß aus Industrieanlagen zu reduzieren, erläuterte Geschäftsführer Philipp Reynolds.  In dem Zusammenhang verwies Wirtschaftsminister Althusmann auf die Salzgitter AG mit ihrer CO2-freundlichen Stahlerzeugung mittels Wasserstoff als Beispiel. „Angesichts der vielen kleinen Ansätze ist ein koordiniertes Vorgehen im Verbund der Metropolregion Hamburg notwendig. Die norddeutschen Bundesländer haben hier mit einer gemeinsamen Wasserstoffstrategie für eine gute Vorarbeit gesorgt“, sagte Althusmann und plädierte dafür, Probleme wie die Umstellung des Schienen- und Busverkehrs gemeinsam anzugehen.

„Neben großen Lösungen wie den Umbau des ehemaligen Kohlekraftwerkes in Moorburg brauchen wir auch dezentrale Ansätze für Klein- und Mittelunternehmen“, sagte Heiner Schönecke. Philipp Reynolds bestätigte das: „Die Umstellung von Produktionsprozessen birgt für die Unternehmen gerade nach Corona viele Risiken, die erstmal abgewogen und abgefedert werden müssen.“ Der erste Schritt seien umfangreiche Beratungsangebote an die nachfragenden Unternehmen.

André Bock hob insbesondere die Chancen für den Bildungsstandort der BBS Winsen hervor: „Auch, wenn es noch ein weiter Weg zu einer Ausbildung in Brennstoffzellen- und H2-Technologie ist, bildet die System- und Hochvolttechnik als Schwerpunkt einen guten Ansatz zur Erweiterung auf die Brennstoffzelle.“ (dh/ein)

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