Corona im Landkreis: 208 Infizierte, 478 in Quarantäne

Zweimal täglich gibt es einen Lagebericht im Krisenstab. Foto: Landkreis Harburg
Zweimal täglich gibt es einen Lagebericht im Krisenstab. Foto: Landkreis Harburg
Werbung

Seevetal/Landkreis Harburg. Die Corona-Pandemie hat den Landkreis Harburg fest im Griff. Viele Mitarbeiter der Kreisverwaltung leisten in diesen Wochen nicht ihren üblichen Dienst, sondern unterstützen das Gesundheitsamt oder sind im Krisenstab eingesetzt. 

Werbung

In dieser Woche gab es im Landkreis Harburg nach einem erst leichten Anstieg der Zahlen am Montag und Dienstag einen erheblichen Zuwachs am Mittwoch um 40 Personen. Erstmals ist eine einzelne Einrichtung stark betroffen: In einer Flüchtlingsunterkunft in Heindenau wurden insgesamt 22 Fälle festgestellt. „Das zeigt deutlich, dass es für Trendaussagen noch zu früh ist“, macht Landrat Rainer Rempe deutlich. Aktuell (Stand 1. April) sind 208 Fälle von Corona im Landkreis nachgewiesen. Auch wenn die Zahlen der nachgewiesenen Fälle immer weiter ansteigen – auch die Zahl derer, die bei den nachgewiesenen Fällen mitgezählt werden, inzwischen aber wieder genesen sind, wächst ebenfalls. Am 1. April waren es 43 Personen. Insgesamt 478 Personen befinden sich aktuell in Quarantäne. Gemessen an der Einwohnerzahl der jeweiligen Kommunen verteilen sich die erfassten Fälle relativ gleichmäßig über den Landkreis. „Die Situation ist derzeit noch gut beherrschbar, aber wir müssen weiterhin von Tag zu Tag schauen, wie sich die Lage entwickelt“, sagt Landrat Rainer Rempe zum aktuellen Stand. 

Um die Aufgaben im Zuge der Corona-Pandemie zu bewältigen, wurde das Gesundheitsamt in den vergangenen zwei Wochen um 24 Mitarbeiter aus anderen Abteilungen aber auch durch Neueinstellungen von Fachpersonal verstärkt. Die Aufgaben sind vielfältig: Das Team nimmt per Anruf oder Fax die Befunde oder Verdachtsmeldungen von Ärzten entgegen, veranlasst Abstriche und spricht für zwei Wochen Quarantäne aus. Außerdem halten die Mitarbeiter telefonischen Kontakt zu Betroffenen, bis die Quarantäne aufgehoben wird. Mit einem mobilen Team werden täglich zwischen 20 und 40 Abstriche bei Betroffenen zu Hause durchgeführt und auch die Recherche nach Kontaktpersonen gehört zu den Aufgaben des Gesundheitsamtes. „Im Regelfall bitten wir die Betroffenen, ihre Kontakte selber aufzulisten und uns zuzuschicken. Das funktioniert sehr gut“, erklärt Astrid Schwemin, leitende Amtsärztin. Die Verfolgung der Infektionsketten ist weiterhin ein wesentliches Erfolgsrezept im Kampf gegen die Ausbreitung des Virus. Wenn Kontaktpersonen in anderen Landkreisen wohnen, informieren ihre Kolleginnen und Kollegen das dortige Gesundheitsamt. 

Hygiene wird auch im Krisenstab großgeschrieben. Foto: Landkreis Harburg

In den beiden Testzentren im Landkreis Harburg in Buchholz und Winsen läuft der Betreib seit der Eröffnung vor knapp zwei Wochen reibungslos, insgesamt wurden dort bislang 562 Abstriche nach vorheriger Terminvergabe durchgeführt. Ankommende Personen melden sich am Fenster und registrieren sich mit Personalausweis und Krankenversicherungskarte. Erst danach geht die Person zum Arzt in den Container. Bei den Voraussetzungen für einen Test gilt derzeit die Maßgabe, dass die Person Kontakt zu einem nachweislich an Corona Erkrankten hatte und Symptome zeigt. „Ein Test bei Symptomfreiheit liefert kein belastbares Ergebnis. Vor dem Ausbruch der Krankheit kann es durchaus negative Testergebnisse geben, obwohl eine Infektion vorliegt. Die Viren lassen sich dann noch nicht über einen Abstrich nachweisen“, erklärt Astrid Schwemin. 

In den Testzentren arbeiten jeweils ein Arzt und eine Medizinische Fachangestellte unter Vollschutz, der Abstrich erfolgt über den Rachen und gegebenenfalls zusätzlich über die Nase. Der Vorgang dauert nur etwa fünf Minuten. Mit den Ergebnissen aus dem Labor kann derzeit innerhalb von einem bis drei Tagen gerechnet werden – je nach Labor und Auslastung.

Die erfassten Corona-Fälle mit einem schweren Verlauf, bei denen die Betroffenen eine Behandlung im Krankenhaus benötigen, sind derzeit noch vergleichbar niedrig – aktuell werden acht Personen im Krankenhaus behandelt. „Wir müssen aber im Blick haben, dass diese Zahl steigen wird und ein Handeln erforderlich macht“, so Landrat Rainer Rempe. Gemeinsam mit den Krankenhäusern, den Reha-Kliniken und Hilfsorganisationen im Landkreis arbeitet er daran, dass die medizinische Versorgung der Bürgerinnen und Bürger im Landkreis auch bei steigenden Fallzahlen sichergestellt ist. In Kürze soll ein entsprechendes Konzept stehen und vorgestellt werden.

Die aktuelle Lage genau im Blick hat der Krisenstab der Kreisverwaltung, der seine Arbeit am 18. März aufgenommen hat und dafür die Sitzungsräume im Kreisgebäude nutzt, in denen sonst Ausschüsse tagen oder Veranstaltungen durchgeführt werden. Hier geht es um Fragen wie: Wie entwickeln sich die Fallzahlen? Wie sieht die Lage in den Krankenhäusern aus? Sind genügend Schutzartikel vorhanden, wie lange reichen die Vorräte noch und wo ist Nachschub zu bekommen? Wo muss personell nachgesteuert werden? Wie lang sind die Wartezeiten im Telefonservice? 

Landrat Rainer Rempe: Je disziplinierter wir jetzt alle gemeinsam sind, desto besser schützen wir uns und unsere Mitmenschen.“ Foto: Landkreis Harburg 

Insgesamt 35 Landkreismitarbeiterr sowie Fachberater der Hilfsorganisationen sind im Krisenstab in zwei Schichten im Dienst. Neben den Kräften, die direkt zum Krisenstab gehören, unterstützen zahlreiche weitere Mitarbeiter der Kreisverwaltung die Stabsarbeit zu einzelnen Sachbereichen. Täglich finden zwei Lagebesprechungen statt, zu denen auch Vertreter der Polizei und der Bundeswehr anwesend sind. „Eine große Herausforderung für den Krisenstab ist derzeit die Beschaffung von Materialien wie OP-Masken, Hygieneartikeln und Schutzanzügen“, erklärt Landrat Rainer Rempe. Er befindet sich zu diesem Thema in engem Austausch mit den zuständigen Ministerien auf Landesebene. Seit Kurzem werden die Bedarfe aller medizinischen und pflegerischen Einrichtungen zentral beim Landkreis erfasst, um diese dann gebündelt beim Land zu bestellen. Gleichzeitig hat man so einen noch besseren Überblick über die Gesamtsituation, die weiterhin angespannt bleibt. 

Rainer Rempe ist in diesen Tagen froh, eine intakte und gut funktionierende Kreisverwaltung hinter sich zu wissen. „Was sich bereits 2015 in der Flüchtlingssituation gezeigt hat, zeigt sich jetzt wieder. Die Mitarbeiter arbeiten mit hoher Motivation und großem Einsatz daran, dass wir die Herausforderungen im Zuge der Corona-Pandemie im Sinne unserer Bürger bestmöglich bewältigen werden“, sagt der Landrat. 

Am Wichtigsten bleibe weiterhin, dass sich alle dafür einsetzen, die Verbreitung des Virus zu verlangsamen und die Infektionsketten zu durchbrechen, so Rempe. „Ich möchte allen Bürgern im Landkreis danken, dass sie sich so strikt an die Kontakteinschränkungen halten und dringend an alle appellieren, weiter konsequent zu bleiben. Je disziplinierter wir jetzt alle gemeinsam sind, desto besser schützen wir uns und unsere Mitmenschen!“ (tj/ein)

Werbung