Bewusstsein für Barrieren schaffen: Aktion des Netzwerks barrierefrei leben im Landkreis Harburg

Rollstuhl Foto: Symbolbild
Rollstuhl Foto: Symbolbild
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Seevetal/Landkreis Harburg. Manchmal ist es nur eine kleine Schwelle, eine Unebenheit – doch für Menschen mit einer Gehbehinderung kann sie zu einer nahezu unüberwindbaren Hürde werden. Auch ein fehlendes Leitsystem kann für Menschen mit Beeinträchtigungen eine große Herausforderung darstellen und sie erheblich einschränken. Um die vielen Barrieren geht es bei einer Aktion des Netzwerks barrierefrei leben im Landkreis Harburg am Dienstag, 30. April. Die Veranstaltung findet von 10 bis 13 Uhr auf dem Platz vor dem Winsener Rathaus in der Fußgängerzone statt. Anlass ist der Europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen.

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Dann gibt es Informationen zu Alltagshindernissen und ein Unterhaltungsprogramm unter anderem mit dem Chor „Häppi kaps“ aus dem Wohnhaus Buchholz der Lebenshilfe Lüneburg-Harburg und dem Tanztheater LocaVida des Hauses Huckfeld von Fördern & Wohnen aus Hittfeld. Die Schirmherrschaft hat der Landtagsabgeordnete Detlev Schulz-Hendel, Mitglied im Verwaltungsrat der Lebenshilfe Lüneburg-Harburg.

„Wir wollen sensibilisieren, aufklären und ein Bewusstsein schaffen“, sagt Petra Kohls, die Vorsitzende des Inklusionsbeirats des Landkreises Harburg. Sie weiß nur zu gut: Wenn es um Barrieren für Menschen geht, geraten zwar schnell die Stufen oder der fehlende Fahrstuhl in den Blick. „Aber es geht nicht nur um die Rampe“, sagt sie. So können fehlende oder zu leise Durchsagen beispielsweise im Bus ebenso Einschränkungen bedeuten wie zu viele Reize durch Lärm, Musik und Licht für Menschen mit Autismusspektrumstörungen. Und um Barrierefreiheit für den Menschen im Rollstuhl herzustellen, seien andere Voraussetzungen nötig als für den Sehbehinderten oder den Menschen mit einer seelischen Behinderung.

„Wir wollen am Informationsstand mit den Menschen ins Gespräch kommen und erläutern, wo und auf welche Alltagshindernisse Menschen mit Behinderungen stoßen“, sagt Petra Kohls. Gemeinsam soll eine „Beweisaufnahme“ von Barrieren erfolgen und aufgezeigt werden, wo es Hindernisse gibt oder bereits gut gemachte Lösungen vorhanden sind. Dazu können die Barrieren auf einer Karte markiert oder direkt in der Innenstadt mit Pylonen sichtbar gemacht werden.  Außerdem kann jeder selbst aktiv werden und Barrieren am eigenen Leib erleben. So gibt es Blindenstöcke und Brillen, um nachzuvollziehen, wie Sehbehinderte in der Stadt unterwegs sind, und zu erfahren, wie ein Leitsystem funktioniert. Zudem kann jeder ausprobieren, wie man mit dem Rollstuhl in der Stadt vorankommt und wo Schwellen oder unebenes Pflaster das Vorwärtskommen unmöglich machen.

Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation haben rund 16 Prozent der Weltbevölkerung eine Behinderung. In der Europäischen Union leben nach Angaben des Rats der Europäischen Union 87 Millionen Menschen mit Behinderung. In Deutschland sind etwa 13 Prozent der Bürgerinnen und Bürger betroffen: Mehr als zehn Millionen Menschen haben eine staatlich anerkannte Behinderung. Der Europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen findet seit 1992 am 5. Mai statt. Ziel ist es für die Belange von Menschen mit Behinderungen zu sensibilisieren, Barrieren sichtbar, auf Diskriminierung aufmerksam und Inklusion erlebbar zu machen. Die Vorgaben der UN-Behindertenrechtskonvention sind eigentlich eindeutig: Allen Menschen soll von vornherein die uneingeschränkte Teilnahme an allen Aktivitäten und ein eigenständiges, selbstbestimmtes Leben möglich sein. (dh/ein)

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